Tod durch den Strang
So lautete gestern das Urteil des Sondertribunals in Bagdad über Saddam Hussein. Bei dem Besuch des Schiitischen Dorfes Dudschail im Jahr 1982 wurde Saddam von unbekannten Tätern beschossen, daraufhin ließ er mehr als 600 Einwohner des Dörfchens verschleppen und foltern, 148 verschwanden für immer. Die Anklage des Tribunals lautete "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Zu erwarten war das Urteil ja, die irakische Regierung, die USA und Großbritannien begrüßen es und loben die neu erworbene Rechtsstaatlichkeit des Irak, amnesty international wirft dem Verfahren vor, unfair, parteiisch und fehlerhaft gewesen zu sein.
Zu erwarten war auch die Reaktion der Schiiten, die auf die Straßen zogen um das Urteil zu feiern und in Sprechchören "Richtet Saddam hin" zu fordern.
Ebenfalls zu erwarten war die Reaktion der Sunniten, die auf die Straßen zogen um Saddam ihre Treue mit dem Slogan "Saddam, wir werden unser Blut für dich geben" zu beweisen (und den Slogan teilweise auch wahr machten).
Europa distanzierte sich (außer Großbritannien) von dem Urteil, die finnische Ratspräsidentschaft forderte dazu auf, das Urteil nicht zu vollstrecken. Ich persönlich halte auch nichts von dem Todesurteil. Egal welche Greueltaten ein Mensch begangen hat, der Rechtsstaat darf meiner Meinung nach auf keinen Fall seine eigenen Vorschriften umgehen dürfen. Es darf doch nicht sein, dass ein Staat das Töten verbietet, sich selbst aber die Freiheit nimmt, einen Menschen (wenn auch unter strengen Voraussetzungen) ums Leben zu bringen. Lebenslang einsperren, sag ich. Wird eh nicht passieren, das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, im Irak geht ein Verfahren mit Todesurteil automatisch in Berufung, aber es ist ja noch ein zweites Verfahren über Völkermord an Kurden anhängig, und das Urteil dort wird wohl genauso lauten wie das hier.
Zu erwarten war das Urteil ja, die irakische Regierung, die USA und Großbritannien begrüßen es und loben die neu erworbene Rechtsstaatlichkeit des Irak, amnesty international wirft dem Verfahren vor, unfair, parteiisch und fehlerhaft gewesen zu sein.
Zu erwarten war auch die Reaktion der Schiiten, die auf die Straßen zogen um das Urteil zu feiern und in Sprechchören "Richtet Saddam hin" zu fordern.
Ebenfalls zu erwarten war die Reaktion der Sunniten, die auf die Straßen zogen um Saddam ihre Treue mit dem Slogan "Saddam, wir werden unser Blut für dich geben" zu beweisen (und den Slogan teilweise auch wahr machten).
Europa distanzierte sich (außer Großbritannien) von dem Urteil, die finnische Ratspräsidentschaft forderte dazu auf, das Urteil nicht zu vollstrecken. Ich persönlich halte auch nichts von dem Todesurteil. Egal welche Greueltaten ein Mensch begangen hat, der Rechtsstaat darf meiner Meinung nach auf keinen Fall seine eigenen Vorschriften umgehen dürfen. Es darf doch nicht sein, dass ein Staat das Töten verbietet, sich selbst aber die Freiheit nimmt, einen Menschen (wenn auch unter strengen Voraussetzungen) ums Leben zu bringen. Lebenslang einsperren, sag ich. Wird eh nicht passieren, das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, im Irak geht ein Verfahren mit Todesurteil automatisch in Berufung, aber es ist ja noch ein zweites Verfahren über Völkermord an Kurden anhängig, und das Urteil dort wird wohl genauso lauten wie das hier.
Hotblack Desiato - 5. Nov, 20:37
Irgendwie versteh ich da was nicht...
In Irak gibt es nach wie vor die Todesstrafe, richtig?
Keinen interessiert das sonst, richtig?
Und bei Saddam gibts jetzt ein Theater?
Ich bin kein Freund der Todesstrafe...und wenn ich einen Fehler in dieser Denkkette habe, dann möge mir man das bitte sagen, ich bin kein Jurist.
Übrigens bin ich sicher, dass der ein oder andere Europäer gerne anders reagiert hätte, nur kann man das halt schwer. (Zum Punkt: "Europa distanzierte sich...")
Darüber hinaus bin ich sicher, dass Saddam eine Gefahr in darstellt, so lange er lebt - wenn auch im Gefängnis.
Was ich auch noch zu denken geben möchte, weil ja unlängst das Gedenken an die Nürnberger Prozesse war: Damals hatte man vor der Verhandlung quasi das Recht geändert, um die Kriegsverbrecher zum Tode verurteilen zu können. Es gibt jedes Jahr Neonazis, die gegen diese Vorgehensweise demonstrieren gehen. Wer jetzt so bei Saddam argumentiert, müsste das eigentlich gut heißen.
Oder?
Bin da aber auch eher La Princesas Meinung (gehe mit ihr d'accord... *g*), weil ich das so sehe: Der Herr Hussein hat ja sozusagen Völkermord wie einen Sport betrieben (das ist sicher nicht - und soll es auch nicht sein - juristisch korrekt, sondern das sag ich einfach mal so). Er hat das sicherlich im Bewusstsein getan, dass er dafür hingerichtet werden kann - im Irak ist die Todesstrafe ja eine zulässige Art der Bestrafung (und somit Teil des Rechtsstaates). Wieso sollte man grade bei ihm damit anfangen, jetzt keine Leute mehr per Gesetz umzubringen? Ich meine, versteht mich nicht falsch, das Leben ist heilig und bla und bla - aber wieso grade, wenn es doch rechtlich korrekt ist, bei SADDAM HUSSEIN eine Ausnahme machen?!?
In South Park ist Herr Hussein ja bekanntlich der schwule Freund des Teufels. Dazu sag ich nichts, das lass ich jetzt so im Raum stehen...
Lg Pez ;-)
Das ist zwar wahrscheinlich ein wenig eine utopische Vorstellung von mir, aber ich würds so machen. Natürlich ist Saddam eine Gefahr solange er noch lebt, und eine Unterbringung in einem ExtremUltraSuperHochsicherheitsgefängnis, aus dem nichts hinein oder hinaus dringt, wäre natürlich auch eine Kostenfrage (im Vergleich zu einem Strick), dennoch wäre mir es das rein aus Prinzip wert.
LaPrincesa, du hast recht. Als ich den Beitrag oben verfasst habe, musste ich auch an die Nürnberger Prozesse denken. Und da muss ich jetzt konsequent sein und sagen: Ja, ich finde auch diese Vorgehensweise war falsch. Ich kann das jedoch nur von meinem persönlichen heutigen Standpunkt aus beurteilen. Ich weiß nicht, wie sich die Menschen damals gefühlt haben, noch welche Genugtuung die Schiiten heute verspüren, wenn sie die Urteilsverkündung über Saddam hören. Ich kann nur konsequent und meinem Gewissen nach urteilen, wenn ich mich strengstens gegen die Todesstrafe ausspreche, ohne Ausnahmen.
2. Die Argumentation "Wir sind nicht so wie der" greift bei mir einfach nicht. Bei einem Mann, der Völkermord in diesem Ausmaß betrieben hat, denke ich keine Sekunde an das biblische "Die andere Wange hinhalten", tut mir leid. Ich bin, nochmal, grundsätzlich ein Gegner der Todesstrafe, aber aus anderen Gründen. Unter anderem auch deshalb, weil für viele lebenslang die größere Strafe ist. Das wäre bei Saddam mit Sicherheit nicht der Fall.
Wenn der Irak das Signal setzt, gerade bei Saddam die Todesstrafe abzusetzen, glaub ich nicht, dass sich viele in dem Land an dem Wangen-Prinzip erfreuen. Und da geht es einfach sehr viel um Signalwirkung.
3. Ich hab schon die Bilder vom im Berliner Gefängnisgarten spazierenden alten Hess als Provokation empfunden. Da wurde ja auch immer hart gekämpft, den doch noch freizulassen, "weil er schon so alt war". Darüber hinaus ist Hess, durch diverse Interviews usw. in seiner Gefangenenzeit zum Neonazi-Idol Nummer Eins geworden. Dass diese Leute dann auch weiterhin eine Öffentlichkeit bekommen, ist meiner Ansicht nach schlimm und gefährlich - und Saddam hätte damit sicher auch keine Probleme.
4. Ich bin selbst ein Freund von Prinzipien, jedoch über die Jahre hinweg wohl schon zu dem Schluss gekommen, dass nicht alles es wert ist, da gnadenlos untergeordnet zu werden. Unverrückbare Prinzipien verleiten dazu, sich das differenziertere Denken ersparen zu wollen.
Zu princesa und pezzz möcht ich sagen, dass es soetwas wie "im Prinzip bin ich gegen Todesstrafe, aber nicht wenn..." nur eine Abschwächung ist um ja nicht zu "extrem" zu wirken. Dann sollte man einfach zugeben: "ich bin für die Todesstrafe in den Fällen von zB Völkermord, Kindesmissbrauch, usw." Das ist ja eh eine Meinung die man vertreten kann, das find ich eh nicht schlimm, nur sollte man es auch sagen.
Jetzt noch zu bereits gefallenen Aussagen:
Meines Erachtens wäre lebenslange Haft auch bei Saddam die größere Strafe als ihn jetzt zu töten. Immerhin war er es gewohnt bis zu seinem Sturz in unglaublichem Reichtum zu leben (hatte er nicht auch ein goldenes Klo?) Die nächsten 30 Jahre bei Wasser und Brot weiter zu vegetieren ist da sicher ein ordentlicher Kontrast. Was aber noch schwerer wiegt ist, dass er, falls er ein gläubiger Moslem ist, sowieso überzeugt ist nach seinem Tod ins Paradies zu kommen. Die 5 Minuten Todeskampf fallen da nicht ins Gewicht. Ausserdem weiß er, dass er für viele seiner Anhänger als Märtyrer sterben wird.
Das leitet auch zum letzten Punkt über den ich noch ansprechen möchte:
Saddam ist sicher als Märtyrer eine ebenso große, meiner Meinung nach sogar eine größere Gefahr, als als lebender Entmachteter.